Prolog
Starr blieb er vor der Tür stehen. Durch das kleine Glas in der tür konnte er in den Raum schauen,konnte sie sehen. Sie saßen in Reihen,alle Plätze besetzt,bis auf einen Platz in der letzten Reihe,allein,sichtbar von den anderen Tischen weggerückt. Sie wussten,dass er wieder kommen würde an diesem Tag. In der fast schon hilflosen Bewegung rückte er seine Taschen zurecht. Er hatte Angst. Er hatte Panik. Er wollte da einfach nicht rein. Nicht in den beengenden Raum. Nicht in diesen Raum,wo ihn alle anstarrten,ihn fast mit ihren Blicken erstachen,wie sie es früher schon getan hatten. Dort saßen sie,die Monster,die ihm die letzten Jahre seines Lebens zur Hölle gemacht hatten. Er hasste sie.
Christian Bone war ein Junge von 17 Jahren. Er war ein hageres,kleines Kerlchen,mit platten,schulterlangen,dunkelbraunen Haaren. Seine stechend blauen Augen bildeten einen krassen Gegensatz zu seinen zarten fast elfengleichen Gesichtszügen. Christian war kein Dummkopf,ganz im Gegenteil,eigentlich war er richtig intelligent. Er war jedoch schon seit der 4. Klasse seinen Klassenkameraden sehr suspekt. Einen wirklichen Grund hatte es dafür nie gegeben. Der emotionale Chris war schon immer der Fußabtreter der groben Schläger gewesen. Man konnte ihn gut rumschubsen,mobben. Weil er sich einfach nie wehrte.
Zweifelnd stand er weiter auf dem Flur,traute sich immer noch nicht,den Raum zubetreten. Aber er musste,wenn er diesen Schritt nicht machte,würde er die verdammte Angst nicht überwinden können. Noch einmal blickte er durch die verglaste Fassade nach draußen. Doch auch dieser Blick in die vermeintliche Freiheit des grauen Schulhofs konnte ihm keinen weiteren Mut machen. Seufzend schaute er ein letztes Mal an sich herunter. An diesem Tag hatte er extra weite Klamotten angezogen. Er wollte nicht so dürr wirken,wie er in Wirklichkeit war. Um nicht schon schwächlich zu wirken. Die weite,schwarze Jeans verdeckte seine Schuhe fast völlig. In seinem grauen Kapuzensweatshirt versank er fast. Er fühlte sich nicht wohl darin,obwohl es seine Lieblingssachen waren. Ihm war kalt,er fror,obwohl es draußen eigentlich angenehm warm war.
Er holte ein letztes Mal tief Luft,kratzte den kümmerlichen Rest seiner menschlichen Würde zusammen um den schweren Schritt zumachen.
5 Sekunden später betrat Christian die Hölle.